Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791)
Serenade in B-Dur, KV 361 „Gran Partita“ für 2 Oboen, 2 Klarinetten, 2 Bassetthörner, 2 Fagotte, 4 Hörner und Kontrabass
1. Largo - Molto allegro; 2. Minuetto; 3. Adagio; 4. Minuetto; 5. Romance; 6. Tema con variazioni 1-6; 7. Finale Molto allegro
Pause
Antonin Dvořak (1841-1904)
Serenade d-Moll, op. 44, für 10 Blasinstrumente, Violoncello und Kontrabass
1. Moderato quasi marcia; 2. Minuetto; 3. Andante con moto; 4. Finale Allegro molto
Das Busch-Hof Consort wurde 2003 von dem Oboisten Rainer Schick gegründet und füllt als großes Kammerensemble die interessante Lücke zwischen den kleinen Kammermusikbesetzungen und dem großen Orchester.
Erste Höhepunkte waren Aufführungen der Brandenburgischen Konzerte, Händels Feuerwerksmusik, Bachs Orchestersuiten und der großen Bläserserenaden der Klassik und Romantik. Die Mitglieder sind alle in führenden Positionen der großen Orchester des Rhein-Main-Neckar-Raumes (Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz, Radiosinfonieorchester des Hessischen Rundfunks, Frankfurter Opernorchester etc.) tätig und profilierten sich in vielfältigen Kammermusikensembles. Die meisten sind Preisträger von Wettbewerben wie dem Deutschen Musikwettbewerb und Jugend musiziert. Die selten gespielten Bläserserenaden gelten nicht nur wegen ihres Umfangs und opulenten Klangspektrums als Höhepunkte der Kammermusik ihrer Zeit.
Rainer Schick, Regina Frömbgen Oboe,
Jens Bischof, Matthias Höfer, Stefan Hülsemann, Christian Dollfuß Klarinette/
Bassetthorn,
Sjön Scott, Stefan Wulfert, Andreas Klebsch, Richard Schneider Horn,
Karl Ventulett, Till Heine Fagott,
Florian Barak Cello und Alexander Kunz Kontrabaß Zum Programminhalt Wolfgang Amadeus
Mozart:
Serenade, B-Dur, „Gran Partita“
Die Serenade in B-Dur, KV 361 – der Titel „Gran Partita“ stammt vom Verleger der Erstausgabe – ist unter Mozarts Divertimenti und Serenaden für Bläser die am größten besetzte, umfangreichste und vermutlich auch späteste. Papieruntersuchungen ergaben jüngst, dass sie nicht Anfang 1781, sondern wohl erst 1783/84 in Wien entstand, geschrieben offenbar für ein Konzert, das der Klarinettist Anton Stadler 1784 veranstaltete. Mozart sprengt mit dieser Serenade in jeder Hinsicht den üblichen Rahmen solcher Freiluft- oder Tafelmusik. Zur Oktettbesetzung der Wiener „Harmoniemusik“ fügt er noch zwei Bassetthörner hinzu – jene tiefen Klarinetten, die er in seinen letzten Jahren so schätzte –, ein zweites Hörnerpaar und einen Kontrabass. Mit sieben Sätzen und fast 50 Minuten Dauer handelt es sich um Mozarts längstes und an Satzcharakteren reichstes Instrumentalwerk, geradezu eine große Symphonie für Bläser. Auf einen schnellen Sonatensatz mit langsamer Einleitung, dessen beiden Themen dasselbe viertönige Motiv zugrunde liegt, folgen an zweiter und vierter Stelle ein langsames und ein schnelles Menuett mit jeweils zwei Trios (von denen das letzte beinahe schon ein Walzer ist). Der erste der beiden Adagio-Sätze ist ein wundervolles Nachtstück von genialer Faktur: Über einem pulsierenden, ganz transparent gewobenen Begleitsatz schwebt, wie entrückt, eine „unendliche“ Melodie, die zwischen Oboe, Klarinette und Bassetthorn hin- und herwandert und so immer neue Farben annimmt. Der 6. Satz, ein mäßig schneller Variationensatz, verdichtet sich in der fünften Variation zu einem hochexpressiven Adagio, in dem die Sphäre des 3. Satzes nochmals anklingt und die vier Klarinetten sich zu einer oszillierenden Klangfläche vereinigen, die bereits Klangwirkungen des Impressionismus vorwegnimmt. Die abschließende 6. Variation, als rascher Ländler gestaltet, kehrt dann wieder zum Serenadenton zurück und vollends das Finale, ein Geschwindmarsch in Rondo-Form mit leichten Alla-turca-Einschlägen im Mittelteil. Antonín Dvořák:
Bläserserenade, d-Moll, op. 44
Antonín Dvořák schrieb seine Bläserserenade in d-Moll, op. 44, innerhalb von nur zwei Wochen im Januar 1778 und widmete sie jenem Berliner Journalisten Louis Ehlert, der ihn im Vorjahr mit einer enthusiastischen Rezension der Klänge aus Mähren und der Slawischen Tänze schlagartig berühmt gemacht hatte. Dem Drängen der deutschen Verleger, spezifisch „slawisch“ klingende Werke zu schreiben – was Dvořák bis dahin kaum getan hatte –, folgte der Prager Komponist nur widerwillig, aber mit umso größerem Erfolg beim Publikum. So gab er auch der Bläserserenade op. 44 das erwünschte tschechische Kolorit und gestaltete den Menuettsatz als böhmischen Ländler (Sousedská), mit einem rasanten Trio, das wie ein tschechischer Furiant den Dreiertakt mit Zweierrhythmen durchkreuzt. Das Finale beginnt marschartig und wird mit dem zweiten Thema zur Polka. Formal aber handelt es sich nicht um einen Tanzsatz, sondern einen Sonatensatz von experimenteller Form: Anstelle des Hauptthemas kehrt nach der Durchführung als Reprisenbeginn überraschend das Marschthema des 1. Satzes wieder, was die Verwandtschaft beider Themen hervorhebt. (Ohnehin kreisen die meisten Themen der Serenade um das gleiche Quartsprungmotiv.) Kernstück und Höhepunkt des Werkes ist der Adagio-Satz, ein ähnlich poetisches „Nachtstück“ wie der dritte Satz von Mozarts B-Dur-Serenade, KV 361, der hier auch unverkennbar Modell gestanden hat: Dvořák schreibt einen ganz ähnlich pulsierenden Begleitsatz, über dem sich Oboe und Klarinette solistisch frei entfalten können, differenziert den Satz dann aber noch weiter aus zu einem kunstvollen Gewebe aus ineinander greifenden Motiven und Floskeln, in dem die wechselnden Klangfarben mit der Farbigkeit der Harmonik wetteifern.
(Prof. Hartmut Schick) Hier
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